Der Begriff „Empowerment“ stammt aus dem Englischen und setzt sich aus den Wörtern „empower“ (ermächtigen) und „ment“ (Zustand) zusammen. Der Begriff hat seinen Ursprung in der sozialen Arbeit und wurde später in verschiedenen Kontexten übernommen. Heute ist es auch ein Instrument der Organisationsentwicklung und des Managements.

Empowerment bezeichnet den Prozess durch den Personen, Gruppen oder Organisationen eigene Veränderungen schaffen, um auf verändernde Situationen flexibler reagieren zu können. Dieser Prozess soll dazu führen, dass Menschen die Kontrolle über ihr Leben und ihre Umgebung zurückgewinnen und dadurch mehr Autonomie, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit und somit  eine stärkere Lebenssouveränität erlangen. Für Unternehmen bedeutet das die Stärken und Ressourcen der Menschen, also vorhandene Potenziale, effektiver nutzen zu können. 

Warum ist Empowerment im Unternehmen wichtig?

1. Empowerment fördert Innovation und Kreativität:

Durch die Stärkung der Eigenmacht von Mitarbeiter:innen werden Barrieren abgebaut, die ihre Innovation und Kreativität einschränken könnten. Mitarbeiter:innen fühlen sich ermutigt, neue Ideen vorzubringen und Risiken einzugehen, was zu einer dynamischeren und innovativeren Organisationskultur führt.

2. Erhöht Eigenständigkeit und Produktivität:

Mehr Produktivität durch Empowerment.
Steigerung der Produktivität durch Empowerment.

Wenn Mitarbeiter eigenmächtig Entscheidungen treffen, ihre Arbeitsabläufe produktiv selbst gestalten, können sie effizienter arbeiten. Werden sie darüber hinaus darin bestärkt Aufgaben eigenständig anzugehen und Probleme proaktiv zu lösen, steigert sich die Gesamtproduktivität des Unternehmens.

3. Empowerment steigert Motivation und Zufriedenheit:

Je höher das Gefühl der Einflußnahme auf ihre Arbeit und Umgebung, desto höher die Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Mitarbeiter:innen fühlen sich wertgeschätzt und engagieren sich stärker für ihre Aufgaben.

4. Verbessert die Mitarbeiterbindung und -entwicklung:

Unternehmen die Empowerment praktizieren, haben tendenziell eine höhere Mitarbeiterbindung. Mitarbeiter fühlen sich eher mit dem Unternehmen verbunden, wenn sie die Möglichkeit haben, ihre Fähigkeiten und eigenen Stärken zu entdecken, voll auszuschöpfen und sich weiterzuentwickeln. Sie sind achtsamer und sensibilisieren ihre Aufmerksamkeit und Reflektion für Beobachtungen der eigenen Bedürfnisse und die ihres Umfelds.

Dies zeigt sich etwa in der Achtsamkeit gegenüber Kolleg:innen, dem eigenen Beitrag zu Sauberkeit und Ordnung im Arbeitsumfeld oder in der Sparsamkeit im Umgang mit den eingesetzten Mitteln.

5.  Empowerment steigert Flexibilität und Anpassungsfähigkeit:

Empowerment ermöglicht es Unternehmen, flexibler und anpassungsfähiger auf Veränderungen in ihrem Umfeld zu reagieren. Mitarbeiter sind besser in der Lage, sich neuen Herausforderungen anzupassen und innovative Lösungen zu finden, um mit unvorhergesehenen Situationen umzugehen.

6. Empowerment für selbstorganisiertes Arbeiten

Wenn sich Situationen ändern, ist flexibles Reagieren gefragt, im Sport genauso wie in Organisationen. Das geht nur mit einer Belegschaft die nötigen Gestaltungsspielraum hat, um flexibel, selbstorganisiert und eigenverantwortlich zu agieren. 

Das setzt voraus, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen in die Lage versetzen in ihrem Handlungsfeld entsprechend zu handeln. Erst dann können sie ihren Spielraum auch nutzen. Als Empowerment wird der damit erreichte Zustand der Selbstbefähigung und Selbsthilfe bezeichnet. Das bezieht sich sowohl auf Einzelne als auch auf ganze Teams. Dafür müssen Unternehmen Wege frei machen, damit die Menschen in ihrer Organisation auch DÜRFEN, KÖNNEN und WOLLEN.

Massnahmen zur Etablierung des Empowerments im Unternehmen

Dürfen

Auf der Ebene des Dürfens ist der Umbau von Strukturen und Prozessen entscheidend. Menschen werden größere Handlungs- und Entscheidungsspielräume eingeräumt. Klassische Hierarchien abgebaut hin zu flachen Hierarchien. Durch Verantwortungsübernahme, der Erhöhung von Autonomie und Möglichkeiten für die Mitarbeiter:innen, können sie sich stärker mit ihrer Arbeit identifizieren, Empowerment sich verbessern. 

Das erfordert Vertrauen. Wenn Führungskräfte einen Vertrauensvorschuss geben, können Mitarbeiter:innen und Teams neues wagen, über sich hinauswachsen. Delegation und Kontrolle werden also geringer und damit einher benötigt es ein neues Verständnis von Führung hin zu einem partnerschaftlichen, choachenden Führungsstil.

Können

Auf der Ebene des Könnens spielt Transparenz eine wichtige Rolle. Denn nur wenn Mitarbeitenden der Zugang zu Informationen gewährt wird, können sie qualifizierte Entscheidungen treffen. Die Weitergabe von Informationen kann ebenso die Bereitschaft dafür steigern, Verantwortung zu übernehmen, da sie zum Verständnis der Zusammenhänge und Abläufe im eigenen Handlungsfeld oder des gesamten Unternehmens beitragen.

Des Weiteren braucht es für ein eigenverantwortliches Handeln entsprechende Kompetenzen. Damit Mitarbeiter:innen ihr volles Potential entfalten und einbringen können bietet es sich an Möglichkeiten zu Aus- und Weiterbildungen zu schaffen, um auch so Empowerment im Unternehmen zu unterstützen. Konkrete Beispiele für unterschiedliche Formen der Aus- und Weiterbildung sind:

  • Trainings, Workshops, Fortbildungen intern oder extern
  • Peer-To-Peer-Schulungen in der Kollegen auf gleicher Augenhöhe ihre Expertise, Ideen und Erfahrungen austauschen, was ein praktisches Beispiel des Empowerments darstellt.
  • E-Learnings
  • Virtuelle Trainings und Simulationen

Damit sich Personen trauen neue Wege zu gehen, sich auszuprobieren, braucht es eine gute Kultur des Feedbacks. So bekommen sie eine Referenz, wo sie mit ihrer Arbeit und ihrer Entwicklung stehen. 

Wollen

Beim Wollen geht es hauptsächlich um die Motivation. Wer z. B. Kollegen hat die es ausnutzen, wenn jemand Schwäche zeigt, kritische Fragen stellt oder eine nicht zu Ende gedachte Idee einwirft, der bringt sich eher weniger ein. Gefragt ist daher psychologische Sicherheit sowohl zwischen den Kollegen vor allem aber durch die Führungskraft. Eng verbunden mit der psychologischen Sicherheit ist die Fehlerkultur. Anstatt negativ auf Fehler zu reagieren oder sie zu bestrafen geht es darum, gemeinsam aus Fehlern zu lernen.

Selbstverantwortung und Selbstorganisation brauchen klare Regeln und Verantwortlichkeiten. Aufgabenverteilungen- und erfüllungen müssen gemeinsam besprochen und Mitarbeiter:innen dabei zu aktiven Akteuren gemacht werden. Es ist hilfreich sich an den Stärken der Menschen zu orientieren, das steigert die Motivation bzw. erhält sie. 

Eigenständig und eigenverantwortlich zu agieren, müssen Mitarbeitende sich auch zutrauen. Vielleicht braucht es da für Einzelne eine Begleitung, etwa in Form eines Coaching. Aber auch die oben genannten Aus- und Weiterbildungen stärken das Selbstvertrauen, da sie das Gefühl entwickeln, sich fachlich weiterzuentwickeln, ihre Kompetenzen zu erweitern, sich selbstbestimmter zu strukturieren und sich somit selbst zu empowern.  

Empowerment-Programm in der Praxis: So gelingt die Transformation

Schritt für Schritt zu Empowerment
Empowerment in der Praxis. So gelingt Transformation.

Der Übergang von einer ursprünglich hierarchischen Organisation zu einer empowerten erfordert einen sorgfältigen und strategischen Ansatz. Schließlich handelt es sich hierbei um einen geplanten und kontrollierten Wandel. Folgende Auflistung stellt den Empowerment-Prozess dar:

1. Klare Vision und Kommunikation: 

Es ist wichtig, dass das Unternehmen, basierend auf seinen Werten, eine klare Vision für den Übergang zu einer empowerten Organisation entwickelt und diese Vision aktiv kommuniziert. Mitarbeiter müssen verstehen, warum dieser Wandel wichtig ist und wie das Prinzip des Empowerments ihre Arbeit, ihre Selbstbefähigung und Lebensgestaltung verbessern kann.

2. Bestandsaufnahme und Initiation:

Eine Bestandsaufnahme hilft dabei, die Mitarbeitenden in einem ersten Schritt dort abzuholen, wo sie sich befinden. Sie bringt ans Licht, inwiefern sich die entsprechenden Personen für das Thema Selbstbefähigung und Selbsthilfe gewinnen lassen, wie groß deren persönliches Interesse am Wandel ist und wo ihre Kompetenzen aktuell liegen.

3. Vereinbarung von Zielen:

Im weiteren Schritt wird mit den Mitarbeitern gemeinsam besprochen, wohin die Empowerment-Arbeit führen soll, was die Rolle der einzelnen Personen künftig sein wird und welche dafür nötigen  Strategien und Maßnahmen vollzogen werden. 

5. Partizipation am und Kontrolle des Prozesses:

Der Wandlungsprozess hin zu Empowerment im Unternehmen wird gemeinsam beobachtet, laufend offen kommentiert und gegebenenfalls optimiert. Führungskräfte und Mitarbeitende sind gleichermaßen dazu angehalten, sich auf Augenhöhe über den Fortschritt auszutauschen, d.h. Erfahrungen und Kenntnisse zu den Themen der Ermächtigung und Selbsthilfe zu teilen. Wichtig hierbei ist, dass dies vor allem auf Selbstevaluation beruht.

6. Implementierung und Sicherung: 

Schließlich werden immer mehr Aufgaben eigenständig und selbstverantwortlich übernommen und von den nun empowerten Mitarbeitenden gesteuert und entschieden. Durch jede selbst getroffene wichtige Entscheidung werden die Kenntnisse gefestigt und die Erfahrung ausgebaut, was den Weg zur Selbstbefähigung ebnet. So ist es möglich, Empowerment nachhaltig im Unternehmen einzuführen. 

Fazit:

Durch einen Empowerment-Ansatz gemeinsam zum Erfolg 

Empowerment ist eine sehr wirkungsvolle Methode, um die Selbstbestimmung und Lebensautonomie der Mitarbeiter zu fördern. Indem Unternehmen ihren Mitarbeitern mehr Entscheidungsfreiheit und Handlungsspielraum ermöglichen, schaffen sie eine Umgebung, in der sich die Menschen ermächtigt fühlen und ihr volles Potenzial entfalten können. 

Empowerment durch Organisationsentwicklung
Durch den Empowerment-Ansatz gemeinsam zum Erfolg.

Empowerment im Unternehmen fördert nicht nur das Selbstvertrauen und das Wohlbefinden der Mitarbeiter, sondern trägt auch zur Organisationsentwicklung bei. Durch die Einbindung von Mitarbeiter:innen in Entscheidungsprozesse und die Bereitstellung von Ressourcen und Kompetenzen können Probleme effektiv gelöst, Innovation gefördert und die Gesamtproduktivität erhöht werden.

Empowerment ist eine vielschichtige Aufgabe. Sie braucht Zeit, Reflektion und das schrittweise Ausweiten flacher Hierarchien. 

Ein achtsamer und offener Umgang mit psychosozialen Auswirkungen von Veränderungen auf die gesamte Belegschaft, Führungskräfte sowie Mitarbeiter:innen, ist eine wichtige Voraussetzung  für eine gelingende Transformation.

Organisationen die sich darauf einlassen, können ihre Prozesse erheblich beschleunigen. Ebenfalls profitieren sie davon, dass sich der Zusammenhalt im Unternehmen erhöht sowie die Motivation, Zufriedenheit und Gesundheit von Mitarbeitenden. 

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